Romantik im Lennetal
Hörgenuss in besonderer Atmosphäre
Vieles fügte sich beim Konzert der Reihe „Romantik im Lennetal“ zu einem Gesamtkunstwerk aus einer Epoche zusammen: Es gab ein Programm zu Zuccalmaglio und seinen Zeitgenossen im Haus Nachrodt.
Nachrodt-Wiblingwerde – Der schöne Festsaal von Haus Nachrodt, der Original Blüthner-Flügel, an dem Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio persönlich gesessen hatte, und zwei Musiker, die sich mit Leidenschaft und Herzblut dem klavierbegleiteten Sololied des 19. Jahrhunderts verschrieben haben: Liane Fietzke mit einer sehr schönen Sopranstimme und Norbert Fietzke, der sie seit 30 Jahren am Klavier begleitet. Zwei erfahrene Musiker, die als „Duo ‘con emozione’“ ein Programm zu Zuccalmaglio und seinen Zeitgenossen mitgebracht hatten.
Das Motto lieferte dessen schönstes Volkslied: „Kein schöner Land in dieser Zeit…!“ Hausherrin Charlotte von Löbbecke-Campe führte in die Geschichte von Haus Nachrodt und seines prominenten Gastes ein: Zuccalmaglio, der sich auch Wilhelm von Waldbrühl nannte, wurde 1803 im Bergischen Land geboren. 1869 starb er in Nachrodt. „Er ist hier in diesem Haus gestorben“, erinnerte sie an den von Zeitgenossen als friedlich geschilderten Tod des Komponisten und Volksdichters.
1853/54 war er als Hauslehrer gekommen. Emma Schmidt, die Großmutter der vier Kinder, die er unterrichtete, rief ihn im Herbst 1868 nach der Entdeckung der Dechenhöhle zurück. Er kam erst ein halbes Jahr später, um die Höhle zu besichtigen. „Am nächsten Morgen hat man ihn mit einem Lächeln auf dem Gesicht, aber tot aufgefunden.“ Der Blüthner-Flügel steht seit 1862 im Festsaal von Haus Nachrodt. „Sie können sagen, Sie haben an dem Flügel gespielt, an dem er auch gespielt hat“, machte Hausherr Christian von Löbbecke den Pianisten Norbert Fietzke auf den Hauch der Geschichte aufmerksam. „Es ist uns eine Freude, heute hier stehen zu dürfen“, gab Liane Fietzke zurück.
Zu dem Konzert eingeladen hatte der Freundeskreis Kulturgüter Haus Nachrodt. Im Laufe des Liederabends waren die Stimmen der Besucher nicht nur bei „Ein schöner Land“ gefragt. Auch der Finalsatz von Beethovens 9. Sinfonie mit Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ bot Gelegenheit zum
Mitsingen. „Die Tür ist abgeschlossen. Wir proben so lange, bis es klappt“, scherzte Liane Fietzke, nachdem sie eine andere Vertonung von Schillers Gedicht aus der Feder von Johann Friedrich Hugo von Dalberg gesungen hatte. Etwas später erinnerte sie angesichts der Gesangsleistungen der Runde daran, dass man ja auch einen Chor gründen könne. „Denken Sie an die schönen Volkslieder, die wir haben. Die Idee ist geboren. Jetzt müssen Sie nur noch wollen!“ Der Vorschlag stieß trotz der Eindrücke aus einem romantischen Liederabend auf ein eher verhaltenes Echo.
Das Duo präsentierte viele weitere Gedichtvertonungen jener Epoche von Joseph Haydn, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Carl Friedrich Zelter und anderen. Die Gedichte stammten unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine und Friedrich Leopold von Stolberg. Norbert Fietzke spielte Instrumentalwerke von Anton Bruckner und Ludwig van Beethoven: Sein „Sonatensatz“ stellte sich als die berühmte Mondscheinsonate heraus. Liane Fietzke erinnerte daran, dass die Komposition ihren Titel erst nach Beethovens Tod bekam.
Mit der Zugabe kehrten die beiden Musiker nach Johannes Brahms’ „Guten Abend, gute Nacht“ noch einmal zurück zu Zuccalmaglio. „Wir haben das Sandmännchen mitgebracht“, kündigte Liane Fietzke das Gute-Nacht-Lied an.
come-on.de ❯ Lennetal ❯ Nachrodt-Wiblingwerde; 23.04.2024, 15:11 Uhr; Von: Thomas Krumm